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MKS - Merkblatt für Tierärzt:innen Maul- und Klauenseuche (MKS)

Was ist MKS

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Rindern, Büffeln, Schweinen, Ziegen, Schafen und anderen Paarhufern. Das Auftreten von MKS ist mit schwerwiegenden (wirtschaftlichen) Folgen für die betroffenen Länder verbunden. Auch wildlebende Paarhufer, wie Hirsche, Antilopen, Wildschweine, Giraffen und Kamele können sich infizieren. Pferde sind für MKS nicht empfänglich; eine Infektion des Menschen (bei beruflich exponierten Personen) kann gelegentlich auftreten, führt aber in der Regel nicht zu einer Erkrankung.

Die Maul- und Klauenseuche (MKS) gilt als eine der ansteckendsten Viruserkrankungen (Kategorie A) und kommt in der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas nach wie vor endemisch vor. Die Übertragung erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Tieren, deren Produkten (z. B. Milch, Fleisch, Samen) und Ausscheidungen oder kontaminierte, unbelebte Objekte (Schuhe, Kleidung, Transportfahrzeuge etc.). Auch eine Übertragung über die Luft ist über beträchtliche Distanzen (bis zu 60 km über Land) möglich.

Eine Behandlung erkrankter Tiere ist nicht erlaubt. Tiere auf betroffenen Betrieben müssen gekeult werden und umfangreiche Reinigungs- und Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. 

In Österreich ist die MKS zuletzt 1981 aufgetreten, in Deutschland handelt es sich um den ersten Ausbruch seit 1988. Im Jahr 2001 kam es zu einem großen Seuchenzug in Großbritannien mit Folgeausbrüchen in anderen europäischen Ländern. Der Schaden ging damals in die Milliarden.

Wirtspektrum - empfängliche Tiere

Wiederkäuer, Schwein, selten Mensch und Nichtsäuger

Ätiologie

Picornavirus, 7 Typen (A, C, O ‐ Europa; SAT 1, 2, 3 ‐ Afrika; Asia 1) mit zahlreichen Subtypen, welche untereinander immunologisch keine bzw. nur geringe Beziehung aufweisen. Je Seuchenzug meist nur 1 Typ (Subtyp) verantwortlich. Im europäischen Teil der Türkei immer wieder Seuchenzüge mit „exotischen“ MKS‐Typen.

Tenazität

Erreger säureempfindlich; bei pH > 6,5 relativ hohe Tenazität des Virus; überlebt in Gewebematerial und Stallschmutz bei normaler Umgebungstemperatur 2 ‐ 3 Wochen, im Futter angetrocknet und Abwasser bis 15 Wochen, bei ‐ 20°C mehrere Jahre (Tiefkühlfleisch!).

Infektion

Hohe Morbidität (bis 100%), geringe Letalität (2 ‐ 5%, jedoch Jungtiere bis 70%). Direkte (Speichel, Milch, Aphtenmaterial) und indirekte (zahlreiche belebte und unbelebte Vektoren "Zwischenträgerseuche“) Übertragung. IKZ: Schaf 1 ‐ 6, Rind 2 ‐ 7, Schwein 2 ‐ 12 Tage; Speichel bereits während IKZ infektiös. Wildrinder können über Jahre symptomlose Virusträger sein.

Pathogenese und Pathologie

Primäraphte (meist unbemerkt) im oberen Respirations‐ oder Digestionstrakt → Vermehrung im lymphoretikulären Gewebe, Virämiephase → Sekundäraphten (Kopfschleimhäute, Klauenbereich, Euter, Ösophagus, Pansenpfeiler), Herzaffinität des Virus („Tigerherz“).

Klinik

Hauptsymptome sind ein rasches Durchseuchen, eine kurze Fieberphase (1 ‐ 2 Tage) zu Beginn, Trippeln, Lahmheiten, häufiges Liegen, Schmatzen, Speicheln.

Rind: gerötete Maulschleimhaut, bis nuss‐ und eigroße Blasen besonders an zahnloser Platte, Zungenrändern und ‐rücken; Zwischenklauenspalt, Kronbereich, Euter), später Blasenreste und
Sekundärinfektionen.

Schwein: hauptsächlich Klauenveränderungen (bis Ausschuhen), Lahmheiten (!), seltener Rüsselscheibe und Maulschleimhaut.

Schaf: vorwiegend Klauenbereich, plötzl. Todesfälle bei Lämmern Herzmuskel!). Ziege: meist gutartiger Verlauf, häufig unbemerkt (rasches Abheilen)

Videos und Bilder zur Biosicherheit und Hygienemaßnahmen

Hofeigene Betriebskleidung und Stiefel, Plastiküberschuhe, Einmalnadeln, gründliche Reinigung und Desinfektion der Hände. Desinfektion der Hilfsmittel (Taschen, Geräte, Medikamentenfläschchen) und des Fahrzeuges.

Biosicherheit Anleitung: Beim Betreten/Verlassen eines verdächtigen oder infizierten Betriebs

Video: Betreten/Verlassen eines Verdächtigen oder infizierten Betriebs (AGES)

Video: MKS in UK - Recognising Foot and Mouth Disease for veterinarians and animal health officers

Recognising Foot and Mouth Disease is a training resource intended to help veterinarians and animal health officers recognise the clinical signs of foot and mouth disease. (Images of FMD infected animals used in the production of this video were obtained from overseas sources.)


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Differentialdiagnosen

a) Vesikulärkrankheits‐Komplex: Stomatitis vesikularis (Amerika, auch Pferde empfänglich); Vesikulärexanthem, Vesikulärkrankheit (nur Schweine).

b) Mucosal‐Disease‐Komplex: MD (keine Blasen, Durchfall), BKF (länger hohes Fieber, Augenveränderungen), IBR‐IPV (keine Blasen; Klauen, Euter unverändert), Rinderpest (Klauen unverändert, keine Blasen, Durchfall, länger Fieber), Blauzungenkrankheit (Hämorrhagien, Ödeme, Ulcerationen keine Blasen)

c) Pocken‐Herpes‐Komplex: Stomatitis papulosa (nur Maulbereich keine Blasen), Euterpocken (nur Euter), Originäre Kuhpocken bzw. Vacciniapocken (Blasendecke nicht abziehbar), Bovine Mammilitis nekrotisierende Euter‐ und Zitzenveränderungen).

d) Verätzungen, Verbrennungen (Flotzmaul, Maulschleimhaut, Einzelfälle).

e) Speichelfluss auch bei Schlundverstopfung, Botulismus, Tollwut, aujeszkyscher Krankheit, nervale Form der Azetonämie.

Maßnahmen im Seuchenfall

Rigorose Sperrmaßnahmen: Einstellung des gesamten Verkehrs mit Tieren, tierischen Produkten, Dünger, Streu, Gülle usw.; Personen dürfen im Sperrgebiet Gehöfte in denen sich empfängliche Tiere befinden nicht verlassen. Umleitung bzw. Reglementierung des Durchzugsverkehrs, Desinfektionsmatten an Sperrgebietsgrenzen und an Gehöftszufahrten; Keulung sämtlicher Bestände in Umgebung eines Seuchenherdes; u.U. Anordnung von Ringimpfungen; Desinfektionsmaßnahmen. Bei klinischem Seuchenverdacht und epizootiologischen Hinweisen sofort ATA verständigen. Einsendungen dürfen ausschließlich durch den ATA erfolgen.

Vorsicht vor iatrogener Übertragung (ärztlich verursachter)

Welche Zonen gibt es und was bedeuten sie?

Aufgrund von MKS Ausbrüchen werden lt. EU Recht sogenannte Schutz- und Überwachungszonen sowie im Bedarfsfalle auch eine weitere Sperrzone gezogen. Diese drei Gebiete werden unter dem Begriff Sperrzone zusammengefasst, auch wenn in jeder einzelnen Zone andere Maßnahmen gelten können. Die Zonen werden mittels Kundmachung in den Amtlichen Veterinär- und Verbrauchernachrichten im RIS (Link zur Suchmaske) veröffentlicht.

Was ist eine Schutzzone?

Eine Schutzzone ist eine Zone mit einem Umkreis von mindestens 3 km um den Ausbruch. Hier werden bestimmte Seuchenbekämpfungsmaßnahmen getroffen, um die Ausbreitung zu verhindern. Die Zone kann rund sein oder an Katastralgemeindegrenzen angepasst werden. Die Schutzzone bleibt mindestens 21 Tage ab der vorläufigen Reinigung und Desinfektion des Ausbruchsbetriebes aufrecht. Nach den 21 Tagen wird diese Schutzzone Teil der Überwachungszone und bleibt als Teil der Überwachungszone bis zum 30 Tag bestehen.

Was ist eine Überwachungszone?

Eine Überwachungszone ist eine Zone mit einem Umkreis von mindestens 10 km um den Ausbruch. Auch hier werden bestimmte Seuchenbekämpfungsmaßnahmen getroffen, um die Ausbreitung zu verhindern. Die Zone kann rund sein oder an Katastralgemeindegrenzen angepasst werden. Die Überwachungszone bleibt mindestens 30 Tage ab der vorläufigen Reinigung und Desinfektion des Ausbruchsbetriebes aufrecht.

Was ist eine weitere Sperrzone?

Um das Risiko weiterer Ausbrüche zu minimieren kann es erforderlich sein, weitere Sperrzonen einzurichten. Mit dieser Sperrzone werden häufig riskante Korridore geschlossen. Die Grenzen dieser erweiterten Sperrzone folgen häufig geologischen Gegebenheiten, Bezirks- und Gemeindegrenzen, natürliche oder künstliche Barrieren (Flüsse, Straßen etc.) aber auch Gebieten mit hoher Tierdichte. In der weiteren Sperrzone gelten nur einzelne Einschränkungen.

Alle Zonen werden in Abstimmung mit betroffenen Bundesländern errichtet.


Aktuelle Lage MKS

FAO

WOAH Foot and Mouth Disease

EK Foot and Mouth Disease

Hier finden Landwirt:innen, Viehhändler:innen, Bürgermeister:innen, etc., wichtige Informationen zur Krankheit, zu Maßnahmen, zur Weidehaltung in den Zonen und zu Biosicherheitsmaßnahmen.

Hier finden Jäger:innen wichtige Informationen zu den Einschränkungen bei der Jagd in den unterschiedlichen Zonen, Verbringungsverbote aus Slowakei und Ungarn, Informationen zur Krankheit, Probenentnahmen und zu Biosicherheitsmaßnahmen.


Stand 06.04.2025