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Schaf- und Ziegenpocken

Sheeppox and Goatpox. Betrifft kleine Wiederkäuer: Schaf- und Ziegenartige

Aktuelles zu Schaf- und Ziegenpocken

Im Jahr 2024 melden Bulgarien, Griechenland sowie Georgien und die Türkei Ausbrüche von Schaf- und Ziegenpocken. In Georgien und der Türkei, sowie im europäischen Teil Russlands ist die Krankheit endemisch. Österreich ist frei von Schaf- und Ziegenpocken. 
Nord-Mazedonien, Irland, Schweden und Aserbaidschan haben den freiwilligen Freiheitsstatus der WOAH.

Österreich ist derzeit frei von Schaf- und Ziegenpocken, die jüngsten Ausbrüche in Südosteuropa (Bulgarien, Griechenland) erfordern jedoch besondere Wachsamkeit, insbesondere bei Importen aus den betroffenen Regionen. Diese Viren besitzen das Potenzial, sich auch in Ländern außerhalb der Hauptverbreitungsgebiete auszubreiten und zu etablieren.

Was sind Schaf- und Ziegenpocken

Schaf- und Ziegenpocken sind Pockenvirusinfektionen der kleinen Wiederkäuer. Sie kommen sowohl in domestizierten als auch in wildlebenden Schafen und Ziegen vor. Die Erreger, das Sheeppox virus (SPPV) und das Goatpox virus (GTPV), zählen wie auch das Pockenvirus der Hautknotenkrankheit der Rinder, das Lumpy skin disease virus (LSDV), zu den Capripoxviren. Das Schaf- und Ziegenpockenvirus kann auf die nach ihnen benannte Tierart spezialisiert sein - manche Stämme können aber sowohl Ziege als auch Schaf infizieren.

Die Infektion mit dem Schaf- oder Ziegenpockenvirus verläuft überwiegend akut bis subakut mit einem ausgeprägtem papulo-vesikulösem Exanthem am ganzen Körper. Wie alle Pockenkrankheiten breiten sich diese Tierkrankheiten relativ rasch im Bestand aus. Infolgedessen kommt es meist zu hohen wirtschaftlichen Verlusten.  Schaf- und Ziegenpocken sind anzeigepflichtige Tierkrankheiten der Kategorie A (EU-Regulation 2016/429, Animal Health Law). Für den Menschen sind Schaf- und Ziegenpocken ungefährlich.

Geographische Verbreitung

2022 sind die Schaf- und Ziegenpocken zum ersten Mal in Spanien aufgetreten. Im Jahr 2024 melden Bulgarien, Griechenland sowie Georgien und die Türkei Ausbrüche von Schaf- und Ziegenpocken. In Georgien und der Türkei, sowie im europäischen Teil Russlands ist die Krankheit endemisch. Österreich ist frei von Schaf- und Ziegenpocken. Informationen zum aktuellen Tierseuchengeschehen finden sich im WAHIS, dem World Animal Health Information System.

Symptome beim kleinen Wiederkäuer

Klinische Symptome sind in naiven Tierpopulationen, in Lämmern älter als 2-3 Monaten nach erfolgtem Abbau der maternalen Antikörper und in Tieren in Stresssituationen verstärkt ausgebildet. Stresssituationen werden durch kalte oder trockene Jahreszeiten, durch schlechte Futterbedingungen, durch Parasitismus oder andere Erkrankungen sowie durch schlechte Transportbedingungen ausgelöst. Die Morbidität beträgt in endemischen Gebieten 70-90%, die Mortalität 5-10%. In einer naiven Population kann die Sterblichkeit, insbesondere bei Lämmern, unter Umständen 100% erreichen. Tiere mit milden Symptomen und wenigen Pockenläsionen verbreiten den Erreger nicht so effizient wie Tiere mit stark ausgebildeten Symptomen.  

Die durchschnittliche Inkubationszeit beträgt 4 Tage bis 2 Wochen. Erste Anzeichen einer Infektion sind vermehrter Speichelfluss, Nasen- und Augenausfluss, Fieber (40-42° Grad), Kurzatmigkeit, Depression und Appetitlosigkeit. Bereits zu dieser Zeit scheiden die Tiere Erreger aus. Innerhalb von 2-5 Tagen treten knotenartige Hautläsionen, ulzerierende Papeln an wenig behaarten Stellen im Gesicht (Lippen, Ohren, Augenlidern und Schnauze), am Euter, in der Leistengegend, am Bauch und an der Basis des Schwanzes auf. Innerhalb von 4–5 Tagen können die Läsionen austrocknen und werden nekrotisch. Sie entwickeln sich zu gelblichen schorfartigen Krusten. Die Papeln können sich bei schwerer Erkrankung über den ganzen Körper ausbreiten. Pockenläsionen finden sich auch gehäuft in den Schleimhäuten des Atmungs- und Verdauungsapparates; Pockenviren sind auch bei fortschreitender Infektion in den inneren Organen vorhanden. Weitere Krankheitssymptome sind Lymphknotenschwellungen, Verwerfen, Abmagerung und Lungenentzündungen. Letztere werden meist durch sekundäre bakterielle Infektionen verursacht. 21 Tage nach der Infektion ist eine Erholung der Tiere möglich. Sie zeigen dann zwar keine klinischen Symptome mehr, können aber bis zu 64 Tage nach einer Infektion Erreger ausscheiden.

Wie können sich Tiere anstecken

Die Übertragung der Infektion erfolgt über den direkten Kontakt mit erkrankten Tieren durch ulzerös zerfallende Papeln, durch Aerosole und über Tröpfcheninfektionen. Viren lassen sich im Augen- und Nasensekret, im Speichel und in den Hautläsionen nachweisen. Sie finden sich auch im Harn, im Kot, im Samen und in der Milch. Der Nachweis einer transplazentaren Übertragung konnte wissenschaftlich dokumentiert werden. Die indirekte Übertragung durch Haare und Wolle, in denen das Virus mehrere Monate überdauern kann, oder mechanische Übertragung durch Insekten (Stallfliegen) ist möglich, aber seltener als eine direkte Übertragung. Nicht fachgemäß behandelte Tierhäute und Felle sind ebenfalls wichtige Verbreitungsquellen der Erreger.

Auch die Ansteckung über kontaminiertes Stallequipment, Arbeitsgeräte und Transportfahrzeuge kann aufgrund der Langlebigkeit der Viren in abgestoßenen erregerhaltigen Hautpartikel nicht ausgeschlossen werden.

Präventionsmaßnahmen, Maßnahmen beim Ausbruch 

Präventionsmaßnahmen: Intensive Beobachtung und kurzzeitige Quarantäne für neu zugekaufte Tiere und zeitweilig für den Deckakt eingestellte Ziegen- und Schafböcke. Der Import von Schafen und Ziegen aus Regionen mit endemischem Vorkommen von Schaf- und Ziegenpocken (z. B. aus der Türkei) ist verboten. Impfstoffe sind vorhanden, jedoch in der EU nicht zugelassen. Prophylaktische Impfungen sind in allen EU-Staaten untersagt.

Maßnahmen beim Ausbruch in einem nicht endemischen Gebiet: Bei Ausbrüchen in einem nicht endemischen Gebiet wird die Keulung der infizierten und exponierten Herdentiere durchgeführt; Restriktionen bei der Verbringung von Tieren und tierischen Produkten und die Errichtung von Schutzzonen veranlasst und Abstand bei neuerlicher Einstallung nach Desinfektion von landwirtschaftlichen Gebäuden und Ausrüstung empfohlen. Spezifische Behandlungen für Schaf- und Ziegenpocken sind nicht verfügbar und entsprechen nicht der Gesetzeslage (siehe AHL).

Diagnose, Differentialdiagnose

Labordiagnose: Bei Verdacht wird das Probenmaterial (Tierkörper, Hautbiopsie, Speichel, Nasen-, Augentupfer (nativ ohne Tupfertransportmittel), EDTA-Blut, Vollblut/Serum) vom Amtstierarzt genommen und über das VIS an das Nationale Referenzlabor für Capripox eingesandt. Dies gilt auch für die Ausschlussuntersuchung. Bei der Detektion der Infektion sollten, wenn möglich, molekularbiologische (PCR) und serologische Verfahren (ELISA) parallel eingesetzt werden.

Die Abklärung, ob es sich um Capripocken handelt, kann innerhalb eines Arbeitstages nach Eintreffen der Probe erfolgen; weitere Differenzierungen im Rahmen der Ausschluss-Untersuchung: zwei (z.B. bei Parapocken – Lippengrind) bis mehrere Arbeitstage.

Untersuchendes Labor: AGES – Institut für veterinärmedizinische Untersuchungen Mödling, Nationales Referenzlabor für Capripocken, Robert Kochgasse 17, 2340 Mödling; Tel. Nr. 0043 50555 38112, E-Mail: vetmed.moedling@ages.at.

Differentialdiagnose: Blauzungenkrankheit, Maul- und Klauenseuche, Pest der kleinen Wiederkäuer, Lippengrind, Infektionen mit dem Ovinen Herpesvirus 2 (OvHV-2), idiopathische Ulzeration, Moderhinke, Insektenstiche, Fotosensibilität.

Weitere Informationen – nützliche Referenzen

AGES

World Organisation for Animal Health

WOAH: Steckbrief Schaf- und Ziegenpocken:

WAHIS 

EFSA

EFSA: Krankheitsprofile - Sheep and GoatPox