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Legehennen

Im Rahmen eines Projektes zur Haltung von Legehennen in Volierensystemen wurden insgesamt 50 nicht schnabelkupierte Herden, die in 9 unterschiedlichen Volierentypen gehalten wurden, während der Legephase besucht. Der erste Besuch fand im Alter zwischen 29 und 44 Wochen (Mittelwert 37 Wochen), der zweite Besuch im Alter zwischen 50 und 62 Wochen (Mittelwert 57 Wochen) statt. 48 der Herden bestanden aus Lohmann Brown Hennen, zwei aus LSL Hennen, wobei für diesen Bericht nur die Daten der Lohmann Brown Herden dargestellt werden. Beim ersten Besuch wurden mittels Videokameras Daten zum Verhalten erhoben, sowie Daten zur Haltung, zum Management, zum Gesundheitszustand von jeweils 30 Hennen (insbesondere die Bereiche Gefiederschäden, Verletzungen, Brustbein- und Fußballenveränderungen) und zur Legeleistung bzw. Lebensfähigkeit erhoben. Beim zweiten Besuch wurden Daten zum Gesundheitszustand und zur Produktion erhoben.

Beim ersten Besuch war das Ausmaß der Gefiederschäden durch Federpicken insgesamt relativ gering. Beim zweiten Besuch waren im Mittel deutlichere Gefiederschäden durch Federpicken und auch mehr mechanische Gefiederschäden zu verzeichnen, mehr als die Hälfte der Herden wiesen jedoch weiterhin nur relativ mildes Federpicken auf. Herden, die in Portalsystemen gehalten wurden, hatten beim ersten Besuch tendenziell einen höheren Gefiederscore, vor allem aber bei beiden Besuchen einen signifikant höheren Score für mechanische Gefiederschäden. Insbesondere der eingeschränkten Zugang zum Scharrraum zu Beginn der Legephase (Hochsperren) und seltenere Fütterungen pro Tag scheinen einen negativen Einfluss auf den Gefiederzustand zu haben. Herden mit mehr Gefiederschäden durch Federpicken verzeichneten eine geringere Lebensfähigkeit, ebenso wie Herden mit mehr Verletzungen durch Picken gegen die Haut. Bei den Erhebungen zu Hautverletzungen der Hennen konnten bei beiden Besuchen zwar relativ viele Hennen mit kleineren Pickverletzungen (Ø< 0,5 cm), aber wenige Hennen mit mittleren bis größeren Hautverletzungen (Ø> 0,5 cm) gefunden werden. Der Verletzungsscore stand in einem sehr engen Zusammenhang mit dem Gefiederscore. Je niedriger das Gewicht beim ersten Besuch war, desto mehr Verletzungen wurden gefunden. Sehr häufig zeigten die Herden Brustbein- und Fußballenveränderungen. Beim zweiten Besuch hatten im Mittel 57,52 % der Hennen Abweichungen des Brustbeins, wobei 32,06 % der Tiere Abweichungen >1 cm aufwiesen. Beim ersten Besuch wurde ein durchschnittlicher Fußballenscore von 0,80 erhoben, der beim zweiten Besuch auf 0,65 absank. Es wurden bezüglich beider Merkmale insgesamt sehr wenige Zusammenhänge mit anderen Parametern gefunden, mögliche Einflussfaktoren für Brustbeinveränderungen betrafen den verzögerten Verlauf der Legekurve und das Fütterungsmanagement. Beim Erstbesuch waren die Hennen im Schnitt 1974 g schwer, beim Zweitbesuch jedoch nur 1930 g schwer und damit signifikant leichter als beim Erstbesuch. Die Legeleistung und Lebensfähigkeit war im Median bis zur 50. Lebenswoche sehr hoch. Bezogen auf die Durchschnittshenne betrug die mittlere Legeleistung zwischen der 30. und 50. Lebenswoche im Median 90,96 %, die maximale Legeleistung lag im Median bei 95,05 %. Die Herden legten pro Anfangshenne im Median bis zur 50. Woche 186 Eier. Die Lebensfähigkeit in der 50. Woche betrug im Median 96,70 %. Diese hing eng mit dem Gewicht der Tiere zusammen, weitere Einflussfaktoren betrafen insbesondere das Fütterungsmanagement.

Bei der Auswertung der Videoaufnahmen zum Verhalten vor dem Nest wurden sehr wenige aggressive Auseinandersetzungen und Verdrängungen beobachtet. Im Schnitt konnten zehn Hennen/m2 Fläche vor dem Nest gezählt werden und es fanden im Mittel in zehn Minuten je fünf Nestinspektionen, Nesteintritte, Nestaustritte und Wechsel vom bzw. in den Bereich vor dem Nest statt. Je mehr Hennen vor dem Nest tranken, desto weniger Nestinspektionen, Eintritte und Austritte fanden statt. In Portalsystemen wurden deutlich mehr Hennen vor den oben gelegenen Nestern beobachtet. Es konnte auch ein Einfluss der Haltungsbedingungen (z.B. Besatzdichte) auf die erhobenen nestbezogenen Verhaltensweisen gezeigt werden, jedoch kein Zusammenhang mit dem Prozentsatz der Bodeneier. Die Verteilung der Eier auf dem Eierband war in Systemen mit Nestern in unterschiedlichen Höhen (in Portalsystemen) und längeren Abteilen deutlich ungleichmäßiger. Der Anteil an Bodeneiern (bezogen auf die Anzahl der Hennen im Stall bzw. Abteil) lag in Portalsystemen im Mittel bei 0,45 % und in Reihensystemen bei 0,69 %. Hier konnten Zusammenhänge mit dem Lichtmanagement und dem Verlauf der Legekurve gezeigt werden. Der Median der im System auf dem Rost verlegten Eier betrug 1,3 %. Haupteinflussfaktor scheint das Verhalten und die Verteilung der Hennen im System zu sein. Beispielsweise wurden häufiger Eier auf den Rost gelegt, je mehr Hennen sich vor dem Nest und bei den Fütterungen aufhielten. Im Mittel konnten 6 Hennen/m² im Scharrraum beobachtet werden. Die durchschnittliche Anzahl der Hennen im Scharrraum war in Portalsystemen deutlich niedriger als in Reihensystemen, was sehr wahrscheinlich hauptsächlich auf die geringere Kantenlänge zwischen System und Scharrraum und andere bauliche Unterschiede zurückzuführen ist. Im Median übernachteten 0,27 % der Tiere am Boden und 10,75 % auf der untersten Systemebene, der Großteil der Hennen wählt demnach zur Übernachtung die höheren Systemteile. Bei der Auswertung des Verhaltens am Futtertrog zeigte sich, dass sich im Schnitt während der laufenden Fütterung dort fünf Hennen pro laufendem Meter befanden. Erhöhte Fütterungen wurden deutlich weniger genützt. Im Bereich der Fütterung kam es verglichen zu den anderen beobachteten Bereichen im System am häufigsten zu Verdrängungen oder aggressiven Auseinandersetzungen. Im Durchschnitt gab es in 10 Minuten 5 bis 6 Verdrängungen und 1 bis 2 aggressive Auseinandersetzungen. In Reihensystemen wurden weniger Hennen am Trog beobachtet und Verdrängungen kamen in Portalsystemen doppelt so häufig vor. In der Häufigkeit aggressiver Auseinandersetzungen gab es jedoch keinen Unterschied zwischen den Systemen. Vor allem die Häufigkeit der Fütterungen in den Stunden 5-8 und 13-16 könnte für die Häufigkeit von Verdrängungen eine Rolle spielen. Überraschenderweise hatten Herden mit mehr aggressiven Auseinandersetzungen am Futtertrog ein höheres Hennengewicht, jedoch weniger Verletzungen und Gefiederschäden. Herden mit mehr Verdrängungen hatten im Gegensatz dazu mehr Gefiederschäden und ein niedrigeres Gewicht. Die meist über den Trögen angebrachten Sitzstangen wurden während des Tages von den Hennen relativ wenig genutzt. Im Schnitt konnte pro laufendem Meter Sitzstange nur eine Henne gezählt werden, die meist ruhte oder Komfortverhalten zeigte. Aggressives Verhalten wurde hier gar nicht, Verdrängungen nur sehr selten beobachtet. Die Sitzstangen oben im System werden von den Hennen deutlich bevorzugt, in Portalsystemen hielten sich mehr, vor allem aktive, Hennen auf den Sitzstangen auf. Bei der Beurteilung des Verhaltens der Hennen gegenüber dem Menschen durch den sogenannten Touch-Test konnten im Durchschnitt 3 Hennen in Armlänge des Beobachters verzeichnet werden, von denen sich im Schnitt auch eine berühren ließ. Insgesamt war die Zutraulichkeit der Herden gegenüber dem Menschen damit sehr hoch. Je mehr Hennen sich berühren ließen, desto weniger Gefiederschäden und Verletzungen traten auf. Bei der Befragung der Betriebsleiter wurde als wichtigster Grund für die Entscheidung, Hennen in Volieren zu halten, die Wirtschaftlichkeit des Systems angegeben, aber auch „gerne mit Hühnern zu arbeiten“ wurde als wichtiger Grund angesehen. Die Einstellung der Betriebsleiter, vor allem zu Hühnern im Allgemeinen, aber auch zu Managementmaßnahmen, sowie deren Zufriedenheit spiegelt sich teilweise auch in der Zahl der Hennen, die im Touch Test berührt werden konnten, wider.

Insgesamt war die Gesamtsituation in den untersuchten Betrieben als positiv zu bewerten, auch wenn zum Beispiel im Hinblick auf Veränderungen des Brustbeins und der Fußballen noch Anstrengungen unternommen werden müssen und Forschungsbedarf besteht. Auch das Fütterungsmanagement scheint einen großen Einfluss zu haben, die Praxis des Hochsperrens der Hennen bei der Einstallung ist zu hinterfragen. Videoaufzeichnungen als Methode zur Erfassung des Verhaltens der Hennen bewährten sich ebenfalls im Hinblick auf die meisten untersuchten Verhaltensweisen, auch wenn der Zeitaufwand zur Installation und vor allem Auswertung erheblich ist. Videoaufzeichnungen können daher für die Evaluierung von Haltungssystemen auch auf Praxisbetrieben empfohlen werden. Es zeigten sich für Portalsysteme, und im geringeren Ausmaß auch für Reihensysteme, spezifische Problembereiche, denen in Zukunft vermehrt Beachtung geschenkt werden muss. Dies betrifft in Portalsystemen insbesondere die Nutzung des Gesamtsystems durch die Hennen, sowie die Nutzung der Nester und des Scharrraums.

Legehennen Endbericht

(2007)